Dienstag, Oktober 20, 2009

Grünewälder Strief 1 - Vorgeplänkel


Wie versprochen nun die Fortsetzung und da ich mich selten kurz fassen kann, ist es die erste von dreien. Inzwischen traditionell ist der Grünewälder Strief, der jährlich in der Nähe von Bad Berleburg stattfindet, der letzte Markt im Jahr den wir mit Zelten befahren.

Er findet immer am dritten Wochenende im September statt, zumindest das was der Besucher von diesem Markt sieht. Für die Aktiven geht es bereits eine Woche vorher los. Sein Lager aufbauen kann man also ab dem Samstag davor. Das ist dann eine Woche mittelalterliches Leben ohne Besucher.

Für manch Einen ist es das was wirklich Spaß macht. Mir gefällt beides gut. Die Zeit vor dem Markt hat seinen eigenen Reiz, aber auch wenn Besucherströme am Lager vorbeiziehen, eventuell ein paar interessierte Fragen haben – ganz sicher aber die ein oder andere Schote reißen, freue ich mich darüber.

Wenn ein Markt läuft sind „alle“ da, man kann einkaufen und es finden Dinge statt, die es so halt nicht unter der Woche gibt. Zum Beispiel ein Tunier, die Schlacht oder einfach nur Musik.

Dieses Jahr war wegen einiger Dinge die noch erledigt werden wollten klar, dass wir zwar am Sonntag unser Lager aufbauen, es aber erst am Donnerstag beziehen würden. Leider hatten wir einen wirklich unfreundlichen Tag für den Aufbau, es nieselte immer mal wieder und war richtig ungemütlich.

Der Strief ist sowieso ein Kälteloch – im Hochsauerland gelegen, hatten wir es schon mehr als einmal, dass wir in der Nacht Minusgrade hatten und morgens mit Raureif auf den Zelten aufwachten. Der Atem fror auf den Decken zu einem nett glitzernden Überzug. Für den Strief habe ich mir vor Jahren einmal Bettschuhe aus Angora gekauft und immer meine kupferne Wärmflasche von Oma mit dabei. Wenn dann der Start der Woche auch noch trüb vor sich hin dümpelt, sinkt die Laune doch ein wenig.

Aber bislang war das Besucherwochenende – völlig egal, wie die Woche davor aussah – immer schön, sonnig und gelegentlich auch richtig heiß. Nein, das beißt sich nicht mit nächtlichen Minus 4 Grad!

Aber wir hatten ja eh noch zu tun und das hauptsächlich drinnen, daher hofften wir einfach auf Donnerstag – dann sollte es ja losgehen mit dem diesjährigen Strief, zumindest für uns.

Leider haben uns dieses Jahr fast alle unsere Mitstreiter alleine gelassen, ursprünglich waren wir ein riesiges Lager mit Platzproblemen, wenn alle zusammen hätten essen wollen, aber nach und nach sprang einer nach der anderen ab und wir waren noch zu dritt. Der Zufall wollte es, dass wir zusammen mit Teilen der Lanze Ohneland auf dem Strief aufschlugen.

Wir waren auch im letzten Jahr bereits Nachbarn gewesen und hatten viel Spaß zusammen gehabt. Im Gespräch kam es schnell darauf, dass auch sie nicht in voller Stärke unter der Woche sein würden und wir beschlossen zusammen aufzubauen und eine Kochstelle zu teilen. Sie kochen gerne, wir kochen gerne und essen noch lieber – passt! Oder besser: Läääääuft!

Flugs standen alle Zelte und nun war auch die Mittelalterlaune wieder da, wenn nicht die Termine alle gestanden hätten – ich wäre gerne da geblieben. Noch ein paar Stunden zuvor hätte ich auch gerne einfach abgesagt und hätte mich zuhause im Bett unter der Decke verkrochen. Na zum Glück habe ich das diesmal nicht – aber dazu später.

Nach dem Aufbau fuhren wir wieder – diesmal mit dem aus der großen Gruppe einzig über gebliebenen Dritten im Gepäck, ich nenn ihn ab jetzt den Weißbinder, denn er ist Malermeister und wollt uns beim Renovieren unserer Mietwohnung helfen.

Montag und Dienstag wurde fleißig in Frankfurt unsere Wohnung vermietfein gemacht, Dienstag abend ging es dann wieder ins Sauerland, denn für Mittwoch stand noch 10 Meter Holz für den Weißbinder machen an.

Autsch mein Kreuz!

Endlich Donnerstag – das schlechte Wetter der vergangenen Tage war weg, die Sonne strahlte und mein Süßer brachte mich zum Strief, damit ich das Zelt fertig einrichten konnte und schon mal ins Mittelalter abtauchen konnte. Er und der Weißbinder wollten noch ein wenig weiter arbeiten und sollten am Nachmittag abschied von der modernen Welt nehmen.

Mit unserem Kutter, ein alter MB100 fuhren wir an unserem Lager vor, es war etwa halb 10 Uhr und wie es schien schlief die Wiese noch zu großen Teilen. Wir stiegen grade aus, als über die Wiese etwa folgendes schallte: „Och nöö! Das könnt ihr uns jetzt nicht antun!!“, „Fahrt noch mal ne Runde!“ und „Das geht jetzt nicht, kommt nachher wieder!“

Häh?

Da kamen etwa 6 bis 7 Leute auf uns zu, sie kamen vom oberen Teil der Wiese und steuerten geradewegs auf unser Lager zu, voll bepackt mit ... mit Frühstückssachen!

Häh?

Die Erklärung ist einfach. Auf mittelalterlichen Lagern sind Sitzgelegenheiten mit Lehne selten. Das liegt einerseits daran, dass es viel einfacher ist einfache Bänke zu bauen und andererseits gibt es kaum Abbildungen aus der Zeit, auf denen überhaupt Bänke mit Lehnen abgebildet sind. Es gibt sie, aber eben nicht oft und da sind wir dann direkt wieder beim großen A-Thema (Authentisch oder nicht...) Nix wie weg hier!

Wir haben vor Jahren, als der allgemeine Anspruch stieg und Steckstühle ein No-Go wurden, eine Kirchenbanktafel gebaut. Denn eine Woche ohne sich anlehnen zu können ist echt hart. Daher ist unsere Tafel immer wieder heiß begehrt.

Diejenigen, die die ganze Woche schon da waren, tingelten abends von einem Lager zum nächsten und am Abend zuvor, fiel einem Mädel ein, dass man ja auch mal in unserem Lager feiern könnte. Gesagt getan, sie hatten also am Abend zuvor auch schon hier getagt und im Laufe des Abends beschlossen, hier am nächsten Morgen zu frühstücken. Wie gemein, dass wir genau zu diesem Augenblick ankamen – zumindest aus ihrer Sicht – wie egal uns war, ob da nun ein paar Menschen bei uns zum Frühstück saßen, das wußten sie da noch nicht.

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