Montag, November 23, 2009

Werkwochenende



Ein netter Nebeneffekt des Mittelaltern ist die Angewohnheit viel auszuprobieren und noch mehr selber zu machen. Diese Angewohnheit haben auch andere und am schönsten ist es, wenn man in trauter Runde mit anderen Verrückten zusammen produzieren kann.

So hat sich ein Workshopwochenende bei Freunden von uns eingebürgert, bei dem wir an einem der vergangenen Wochenende zum zweiten Mal teilnehmen konnten.

Die beiden wohnen in einem wunderschönen, restauriertem Hof mit Nebengebäuden (die Tatsache, dass es Nebengebäude gibt ist in unserer Szene extrem wichtig!) zusammen mit anderthalb Katern und einem Hund. Anderthalb, weil einer der beiden Kater eigentlich zu Nachbarn gezogen ist, aber die gelegentliche Futterquelle nicht aufgeben möchte.

Wie wir bewegen sich die beide im ausgehenden 13. Jahrhundert, wobei er einen Ritter des Johanniter Ordens darstellt. Seine Frau ist über ihn zum Hobby gekommen, macht zwar auch einiges an Handarbeiten, aber ihr kreatives Hauptinteresse ist das Perlendrehen und dabei geht es ihr weniger um Mittelalter und dem großen A, als vielmehr um was so geht, was schön ist und eine Herausforderung darstellt.

Somit stand das Wochenende für die Jungs im Zeichen einer eingeheizten, echt gut ausgestatteten Schmiede und für die Mädels in dem der selber gemachten Perlen.

Im letzten Jahr habe ich dort meine ersten Kontakte zum Perlendrehen geknüpft. Ein spannendes Hobby, für das ich aber echt keine Zeit habe – sagt zumindest mein Verstand.

Aber es ist soooo schön, wie da vor dem Feuer, auf dem Dorn eine neue Perle entsteht und man sich so richtig austoben kann, in dem man immer mehr Punkte aufsetzt und übt die mal in einem ordentlichen Abstand zu setzen.

Außerdem braucht man von Perle zu Perle immer mehr davon, weil man könnte ja noch das und jenes probieren und überhaupt.

Im vergangenen Jahr marschierte ich bei den beiden mit einem echten Haufen Perlen raus. Die erste war unglaublich mini, aber als ich sie drehte – mit der ganzen Aufregung wegen dem Feuer und überhaupt, hatte ich den Eindruck eine riesige Perle gedreht zu haben. Jaja, der Eindruck kann täuschen – so klein bekomm ich die jetzt noch nicht mal mehr gewollt hin. Dieses Jahr waren es gar nicht so viele. Dafür hatte ich ein mehr geplantes Vorgehen.

Glücklicherweise hat auch eine andere Freundin den Perlenvirus und inzwischen ihre Werkstatt gut ausgebaut, so dass ich dort auch schon am Brenner sitzen konnte. Dabei entstand eine Perle die den Eindruck einer Kreuzzüchtung aus Krone und Geburtstagskuchen hinterlässt. Dazu wollte ich passende Perlen drehen um eine Kette fädeln zu können.

Rot Weiß – nein, nicht Pommes – das sind meine Farben. Wie es scheint hat auch mich der Fliegenpilzwahn getroffen. Es entstanden Perlen mit Punkten, mit kleinen weißen Kügelchen, mit Wirbeln und Blüten. Und alles machte einen mords Spaß.

Am Abend saßen wir gemeinsam um den großen Esstisch, die Männer inzwischen wieder entrußt und frisch gewaschen. Bei ihnen waren Messer, Haken, eine Gabel, ein großer Ring und eine Fibel entstanden. Sehr schöne Arbeiten, bei denen ich mich freue, wenn sie zum Einsatz kommen.

Nach dem Essen, während des netten Quatschens zog die Gastgeberin immer mehr Schachteln und Dosen hervor, kramte fertige Ketten heraus und lies uns staunen. Sie ist in entsprechenden Foren unterwegs, dem Glaswunderwerk und auch im Perlentreff und nimmt dort an verschiedenen Aktionen teil. Z.B. etwas das sich Round Robin nennt. Jeder Teilnehmer macht eine Startperle und schickt diese an einer Kette weiter an den nächsten und erhält selbst eine neue. So entstehen ganz individuelle Perlensets zu einem vorher ausgemachten Thema.

Dafür zeigte sie uns auch Beispiele und wir waren alle begeistert – was da nicht alles gemacht werden kann und auch wird...

Neben den Perlen besahen wir uns auch Perlenbücher, in denen man noch viel mehr Ideen bekommen kann und dann auch noch Anleitungen.

So stolperte ich über die Hosentaschengalaxie und beschloss am folgenden Tag eine solche zu probieren. Zum Glück war alles Notwendige dafür im Haus und ich konnte mich ans Galaxie kreieren werfen. Uii war das aufregend. So mit extra Material vorher herstellen und dann auch noch Blattsilber verarbeiten.

Na, es hat geklappt und als die böse Wartezeit um war – die Perlen müssen nach dem brennen langsam in Granulat auskühlen, sonst riskiert man, dass sie zerspringen.

Irgendwie erinnert das ein wenig an den Heiligabend, an dem man nervös immer wieder auf die Uhr linst um endlich das Ergebnis sehen zu können.

Die Wartezeit hat sich gelohnt, das ist meine erste Hosentaschengalaxie:




Ich denk das werd ich auf jeden Fall wiederholen!

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