Mittwoch, Oktober 28, 2009

Grünewälder Strief 3 - Freundeskreis des gepflegten Frittierens auf dem Strief


Neben der abendlichen Feierei war das Kochen unsere Hauptbeschäftigung während dieses Striefs – zum Handarbeiten bin ich gar nicht gekommen, naja, kaum gekommen. Aber nun zum Kochen.

Lanze Ohneland sind passionierte Köche, die es wie wir auch, lieben große mittelalterliche Küche an der Feuerstelle zu zaubern. Direkt aus unserer Zeit sind leider kaum bis keine Rezepte erhalten, die ersten Kochbücher des Mittelalters gab es erst später – was uns nicht davon abhält nach eben diesen zu kochen.

Von vornherein sind somit Kartoffeln, Paprika, Mais, Tomaten und ähnliches verpönt – das gab es alles ja noch gar nicht. Nudeln ist auch nicht so einfach, ebenso der Reis. Es gab viel Getreide und wer es sich leisten konnte Fleisch. Außerdem wurde gern und viel gewürzt und dazu braucht man ja nicht nur die teueren Gewürze wie Pfeffer und Salz, das ging auch mit Kräutern und liebend gerne mit Honig.

Es gibt ein paar wirklich gute moderne Kochbücher für die mittelalterliche Küche und ein Autor ist im Laufe der Zeit zum regelrechten Standart geworden. Die Bücher von Peter Lutz, der auf der Ronneburg kocht, sind authentisch und vor allem erprobt und zudem sind die meisten Gerichte einfach sau lecker.

Leider – wie es halt mit Standartwerken sein kann – gibt es so ein, zwei Gerichte die dann ständig gekocht werden. Hier sind es Krumme Krapfen mit wechselnden Saucen, aber meistens einer Weichselsauce. Krumme Krapfen sind in Fett ausgebackene Käseteigwürstchen, die Weichselsauce eine Sauce aus Sauerkirschen. Wirklich gut, aber nicht wenn man es ständig bekommt! Das andere ist Hähnchen mit Datteln und Backpflaumen.

Für dieses Jahr hatte ich ein Krumme Krapfen Verbot ausgesprochen – in keinem Lager an dem ich teilnahm wollte ich die Dinger sehen und – hey – es hat geklappt. Gleiches funktionierte auch mit dem Huhn. Mit dem Überdruß war ich wohl nicht gnaz alleine.

Allerdings mach frittieren am Feuer einen ziemlichen Spaß, so hatte ich mir als Alternative Ausgezogene gedacht, das ist frittierter Hefeteig, der in der Mitte ganz dünn gezogen wird und zum Rand hin eine Wulst aufweist. Das wird eigentlich traditionell mit Puderzucker bestäubt und ist somit ein süßes Gebäck. Lässt man aber den Zucker weg und macht sich ein paar leckere herzhafte Saucen dazu, wie eine Knoblauch-Nuss oder einen Zwiebelmus ist das ebenfalls sehr gut.

Die wollt ich Samstags machen, damit die Besucher auch was zu gucken und eventuell was zu probieren haben. Im vergangenen Jahr hatten wir Apfelküchlein ausgebacken und munter verteilt. Sowas kommt gerade bei Kindern sehr gut an.

Das ich dann aber wirklich jeden Tag frittieren würde – damit hatte ich so gar nicht gerechnet! Am Donnerstag machten wir Pastetchen mit Fleischfüllung und auch mit einer süßen Füllung: frittiert. Am Freitag gab es ein gewaltiges mehrgängiges Menü, das mit Spinat-Hackfleisch-Suppe vorneweg, dann Güldene Äpfelein als Zwischengang, das sind in Pfannkuchenteig gewendete Hackfleischbällchen – genau – frittiert. Das Hauptgericht war Fleischhaltig und gut, aber ich habe echt vergessen, was es genau war. Als Nachtisch sollte es die süßen Pastetchen vom Vorabend geben.

Die hatten wir nicht mehr geschafft zu essen und fertig vorbereitet stehen lassen. Bei der recht kühlen Witterung kein Problem. Leider wollte am Freitagabend auch keiner mehr einen Nachtisch essen, aber ausbacken war dennoch angesagt. Länger hätte es nicht liegen dürfen. Also noch mal frittieren. Die haben dann den doch etwas längeren Abend nicht überlebt.

Gut, dachte ich mir, dann wird das wohl eher nix mit den Ausgezogenen – am Samstag gleich wieder Frittiertes – wer will das schon? Ich hatte aber nicht die Rechnung mit Ohneland gemacht... „Du machst heut diese Ausgezogenen, richtig?“ „Ähh, ja?“ „Na klar machst Du die!“ Na denn....

Verteilt haben wir nicht sonderlich viele und da es am Abend ja noch „richtiges“ Essen gab, wurden sie doch nur in Zucker/Zimt gewendet und sozusagen zum Kaffee verspeißt. Aber abbekommen hat keiner der Besucher was – die verdampften geradezu in unserem und benachbarten Lagern.

Was wir Sonntag im heißen Fett gebadet hatten? Ehrlich, ich weiß es nicht mehr, nur das wir haben. Am Abend saßen wir in trauter Runde und hatten bereits nach 4 Tagen den schönsten Lagerkoller. Wir beschlossen ein Restaurant aufzumachen. Nein! Eine Kette sollte es gleich sein. Der Name sollte lauten: Harry Butter! Das Spezial: Harry Butter und der Halbfettprinz. Genau. Auf der Speisekarte alles in Butter inklusive dem Bier – soll es ja auch wo geben. Unser Motto – „Uns verlässt niemand Unterbuttert!“. Auszug aus der Karte: Vorspeise: ein Paket Butter – in Paniermehl gewälzt und dann frittiert! „Dat läääuft!“

Bei der Karte hielten wir uns aber nicht lang auf. Wichtiger war die Erörterung der Örtlichkeiten. Besonders derjenigen wohin auch der Kaiser zu Fuß und so... Es war klar, bei dem Fett, das muss besonders gebaut werden. Zuerst einmal: unsere Kette wäre nie unter dem dritten Stock zu finden (Fallhöhe), außerdem sollte es drei verschiedene Kabinen geben: eine Normale für unsere „Erstbesucher“, eine für die die schon ein paar mal da waren und dann sie super sonder Spezial (breite Tür und ein paar andere technischen Dinge, die wir zwar genau besprachen, die ich aber nicht aufschreiben möchte...) für unsere Stammgäste.

Lagerkoller!

Ich bin unterbuttert.

So viel Spaß wie auf dem Lager hatte ich seit Jahren nicht mehr! Aber das wars nun zum Lagerleben, zumindest für dieses Jahr.

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