Freitag, Oktober 09, 2009

Mittelaltern


Vor inzwischen 11 Jahren kam ich zu meinem jetzigen „Haupt“ Hobby aus dem fast sämtliche meiner „Neben“ Hobbys erwachsen sind.

Ich betreibe zusammen mit meinem Mann in unserer Freizeit die möglichst getreue Darstellung mittelalterlichen Lebens in der zweiten Hälfte des 13 Jahrhunderts in Norddeutschland. Genauer, mein Mann stellt einen Hansereisenden dar. Die waren tatsächlich nicht nur mit Schiffen unterwegs, sondern auch über Land, zumindest in ihrer Frühzeit.

Natürlich ist es heute nicht mehr möglich das Leben absolut genau nach zu empfinden und alles genau so zu haben oder zu machen wie es die Menschen damals taten – egal was da einige Personen in der inzwischen recht großen Szene dazu sagen. Das fängt bei so einfachen Dingen wie unserem Alter an. Ich bin seit Montag 37 Jahre alt (hab ich schon meinen „About“ geändert? Grübel...) und wäre schlichtweg schon gar nicht mehr da, zumindest mit wirklich hoher Wahrscheinlichkeit. Und so setzt sich das durch das gesamte Hobby fort. Z.B. wäre die Frau eines Wohlhabenden Handelsreisenden kaum mit auf der Reise gewesen, sondern hätte eher in Haus, Hof und Kontor nach dem Rechten gesehen...

Es ist schon schlimm, ich versuche hier von meinem liebsten Zeitvertreib zu erzählen und lande sofort und ohne Umwege bei dem großen Authentisch-Thema der Szene. Schluss damit.

Was machen wir da? Meistens gehen Interessierte davon aus, dass wir unbedingt was auf den Märkten verkaufen müssten. Nein, das tun wir nicht, naja, meistens nicht. Wir sind ein Lager, wir zelten da, haben für Außenstehende eher lustige Klamotten an und beschäftigen uns mit mehr oder weniger seltsamen Dingen. Wir treffen Freunde und um es mal böse auszudrücken (das hören einige die diesem Hobby frönen so gar nicht gerne) wir machen verkleidetes Camping.

Und das mit großer Lust und Laune!

Ursprünglich kam ich dazu, weil ich die Kleider mochte. Ja ich find bis heute die langen Trompetenärmel, mit Zipfeln bis zum Boden herrlich und wenn das ganze noch mit geschnürter Leibesmitte daher kommt: toll – aber inzwischen trage ich so was längst nicht mehr, passt nicht in die Zeit. Heute mach ich das Hobby, weil ich mich für das drum herum fast mehr interessiere als für den Markt – der ist immer ganz nett – Hauptsache ich treffe Freunde da.

Ich liebe das Nähen - inzwischen auch das von Hand, Brettchenweben, Sticken, Kochen über und an der Feuerstelle, Fingerloopen, auf Stroh schlafen (seit neuestem), Nålbinden, Netzen, Färben mit Naturstoffen, Sammeln der Färbemittel und was nicht noch alles. In einem meiner ersten Postings habe ich schon mal über die Hobbyverquickungen geschrieben.

Ein kleiner Nebeneffekt des Mittelalterns ist allerdings, dass es keine oder zumindest kaum noch „normale“ Urlaube gibt. (Wobei wir das gerade wieder etwas ändern...) Eigentlich ist man ständig auf irgendwelchen Märkten mit unglaublich viel Zeug in Zelten unterwegs...

Dieser Post war also nur die Vorbereitung für meinen nächsten Post, denn Topaz hatte ja nach einem Bericht über einen solchen Mittelalterurlaub gefragt.

Davon also demnächst mehr.

2 Kommentare:

  1. Oh, wie spannend. Bitte mehr davon! Die Kleider finde ich übrigens auch genial. Im Gegensatz zur modernen Kleidung sieht da jede Frau gut drin aus :-)

    Wie sieht's denn mit dem Essen aus bei so einem Urlaub? Wird da nach Originalrezepten gekocht?

    Liebe Grüße
    von Nicole

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  2. Gerne Nicole - Du hast Den Stein ja ins Rollen gebracht =;o)

    Also die dünnen Mädels sehen in den Klamotten schon ein wenig besser aus als die Dicken - ich sprech da aus Erfahrung...

    Wegen dem Essen - wir gehören zu denen die es recht ernst nehmen und damit natürlich auch das Essen. Also soweit möglich (und da ist eine Menge am Lagerfeuer drin!) Wird Original gekocht.

    Aber davon erzähl ich dann auch noch mehr.

    Liebe Grüße,
    Mohne

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