Mittwoch, Oktober 28, 2009

Grünewälder Strief 3 - Freundeskreis des gepflegten Frittierens auf dem Strief


Neben der abendlichen Feierei war das Kochen unsere Hauptbeschäftigung während dieses Striefs – zum Handarbeiten bin ich gar nicht gekommen, naja, kaum gekommen. Aber nun zum Kochen.

Lanze Ohneland sind passionierte Köche, die es wie wir auch, lieben große mittelalterliche Küche an der Feuerstelle zu zaubern. Direkt aus unserer Zeit sind leider kaum bis keine Rezepte erhalten, die ersten Kochbücher des Mittelalters gab es erst später – was uns nicht davon abhält nach eben diesen zu kochen.

Von vornherein sind somit Kartoffeln, Paprika, Mais, Tomaten und ähnliches verpönt – das gab es alles ja noch gar nicht. Nudeln ist auch nicht so einfach, ebenso der Reis. Es gab viel Getreide und wer es sich leisten konnte Fleisch. Außerdem wurde gern und viel gewürzt und dazu braucht man ja nicht nur die teueren Gewürze wie Pfeffer und Salz, das ging auch mit Kräutern und liebend gerne mit Honig.

Es gibt ein paar wirklich gute moderne Kochbücher für die mittelalterliche Küche und ein Autor ist im Laufe der Zeit zum regelrechten Standart geworden. Die Bücher von Peter Lutz, der auf der Ronneburg kocht, sind authentisch und vor allem erprobt und zudem sind die meisten Gerichte einfach sau lecker.

Leider – wie es halt mit Standartwerken sein kann – gibt es so ein, zwei Gerichte die dann ständig gekocht werden. Hier sind es Krumme Krapfen mit wechselnden Saucen, aber meistens einer Weichselsauce. Krumme Krapfen sind in Fett ausgebackene Käseteigwürstchen, die Weichselsauce eine Sauce aus Sauerkirschen. Wirklich gut, aber nicht wenn man es ständig bekommt! Das andere ist Hähnchen mit Datteln und Backpflaumen.

Für dieses Jahr hatte ich ein Krumme Krapfen Verbot ausgesprochen – in keinem Lager an dem ich teilnahm wollte ich die Dinger sehen und – hey – es hat geklappt. Gleiches funktionierte auch mit dem Huhn. Mit dem Überdruß war ich wohl nicht gnaz alleine.

Allerdings mach frittieren am Feuer einen ziemlichen Spaß, so hatte ich mir als Alternative Ausgezogene gedacht, das ist frittierter Hefeteig, der in der Mitte ganz dünn gezogen wird und zum Rand hin eine Wulst aufweist. Das wird eigentlich traditionell mit Puderzucker bestäubt und ist somit ein süßes Gebäck. Lässt man aber den Zucker weg und macht sich ein paar leckere herzhafte Saucen dazu, wie eine Knoblauch-Nuss oder einen Zwiebelmus ist das ebenfalls sehr gut.

Die wollt ich Samstags machen, damit die Besucher auch was zu gucken und eventuell was zu probieren haben. Im vergangenen Jahr hatten wir Apfelküchlein ausgebacken und munter verteilt. Sowas kommt gerade bei Kindern sehr gut an.

Das ich dann aber wirklich jeden Tag frittieren würde – damit hatte ich so gar nicht gerechnet! Am Donnerstag machten wir Pastetchen mit Fleischfüllung und auch mit einer süßen Füllung: frittiert. Am Freitag gab es ein gewaltiges mehrgängiges Menü, das mit Spinat-Hackfleisch-Suppe vorneweg, dann Güldene Äpfelein als Zwischengang, das sind in Pfannkuchenteig gewendete Hackfleischbällchen – genau – frittiert. Das Hauptgericht war Fleischhaltig und gut, aber ich habe echt vergessen, was es genau war. Als Nachtisch sollte es die süßen Pastetchen vom Vorabend geben.

Die hatten wir nicht mehr geschafft zu essen und fertig vorbereitet stehen lassen. Bei der recht kühlen Witterung kein Problem. Leider wollte am Freitagabend auch keiner mehr einen Nachtisch essen, aber ausbacken war dennoch angesagt. Länger hätte es nicht liegen dürfen. Also noch mal frittieren. Die haben dann den doch etwas längeren Abend nicht überlebt.

Gut, dachte ich mir, dann wird das wohl eher nix mit den Ausgezogenen – am Samstag gleich wieder Frittiertes – wer will das schon? Ich hatte aber nicht die Rechnung mit Ohneland gemacht... „Du machst heut diese Ausgezogenen, richtig?“ „Ähh, ja?“ „Na klar machst Du die!“ Na denn....

Verteilt haben wir nicht sonderlich viele und da es am Abend ja noch „richtiges“ Essen gab, wurden sie doch nur in Zucker/Zimt gewendet und sozusagen zum Kaffee verspeißt. Aber abbekommen hat keiner der Besucher was – die verdampften geradezu in unserem und benachbarten Lagern.

Was wir Sonntag im heißen Fett gebadet hatten? Ehrlich, ich weiß es nicht mehr, nur das wir haben. Am Abend saßen wir in trauter Runde und hatten bereits nach 4 Tagen den schönsten Lagerkoller. Wir beschlossen ein Restaurant aufzumachen. Nein! Eine Kette sollte es gleich sein. Der Name sollte lauten: Harry Butter! Das Spezial: Harry Butter und der Halbfettprinz. Genau. Auf der Speisekarte alles in Butter inklusive dem Bier – soll es ja auch wo geben. Unser Motto – „Uns verlässt niemand Unterbuttert!“. Auszug aus der Karte: Vorspeise: ein Paket Butter – in Paniermehl gewälzt und dann frittiert! „Dat läääuft!“

Bei der Karte hielten wir uns aber nicht lang auf. Wichtiger war die Erörterung der Örtlichkeiten. Besonders derjenigen wohin auch der Kaiser zu Fuß und so... Es war klar, bei dem Fett, das muss besonders gebaut werden. Zuerst einmal: unsere Kette wäre nie unter dem dritten Stock zu finden (Fallhöhe), außerdem sollte es drei verschiedene Kabinen geben: eine Normale für unsere „Erstbesucher“, eine für die die schon ein paar mal da waren und dann sie super sonder Spezial (breite Tür und ein paar andere technischen Dinge, die wir zwar genau besprachen, die ich aber nicht aufschreiben möchte...) für unsere Stammgäste.

Lagerkoller!

Ich bin unterbuttert.

So viel Spaß wie auf dem Lager hatte ich seit Jahren nicht mehr! Aber das wars nun zum Lagerleben, zumindest für dieses Jahr.

Montag, Oktober 26, 2009

Grünewälder Strief 2 – Frauen und ihr Putz


Wir haben beim Spontanfrühstück einfach mit gemacht! Und gleich mal eine Ladung Kaffee gekocht.

Es wurde viel gelacht und geredet und nebenher habe ich unser Zelt eingerichtet. Wir hatten beim Packen unsere Schlafunterlage – völlig unauthentische Matratzen – vergessen und ich hatte kurzerhand beschlossen, dass wir nun einmal ausprobieren würden, wie das so mit dem auf Stroh schlafen ist.

Unser Bett hat zwei schöne Eigenschaften, da ist unser Baldachin, für den sprechen zwei Gründe: 1. bleibs morgens dunkel und in einem weißen Zelt ist das nicht zu verachten und 2. hält es grad auf dem Strief auch die Wärme.

Und zum anderen hat das Bett einen echten Kasten, der durch die Seitenwände und eine geschlossene Schicht Nut- und Federbretter am Boden entsteht. Dadurch kann von unten keine Feuchtigkeit eindringen und jetzt konnte ich einfach hingehen und zwei Ballen Stroh darin verteilen, ohne Angst zu haben, es könnte nach unten durchrieseln. Auf die dicke Schicht Stroh kamen zwei Bettlaken, darauf unsere Schafherde, dann noch mal Bettlaken – denn ich mag nicht direkt auf den Fellen schlafen und nun die Oberbetten, Kissen und ganz oben noch zwei uralte wollene Armeedecken von meinem Vater – die Dinger sind unglaublich, total dünn, aber Kälte kommt da nicht durch!

Boah war das warm und weich – hat mich selbst überrascht! Ich denke ich werde für die Zukunft zwei Matratzensäcke nähen die in Zukunft gestopft werden, dass macht die Verteilung etwas einfacher.

Abends kamen dann mein Süßer und der Weißbinder und das Mittelaltern konnte so richtig beginnen. Bei unseren Nachbarn waren inzwischen auch alle angekommen und so konnte die große Party steigen.

Und eine Party war es – abends wurde gefeiert, mal hier mal dort, auch an unserem Tisch. An einem Abend zählten wir 32 Leute die an unserem Tisch Platz fanden – so viele waren es vorher noch nie gewesen. Aber auch in anderen Lagern hatten wir Spaß.

Bei den Landsknechten waren wir singen – immer im Kampf mit der Trauermarschgeschwindigkeit der männlichen Landsknechten, die es liebten in wirklich getragenem Ton die lustigsten Lieder vorzutragen. Während die Mädels – soweit sie textfest waren – verzweifelt versuchten das Tempo anzutreiben.

Und was gesungen wurde, von „Hoch auf dem Gelben Wagen“ (ich wußte nicht wie langsam man den singen kann...), über dem bei Landsknechten unvermeidlichen „Der Tod reitet in Flandern“ auch zu Dingen wie dem Frosch der m-Bäh! anstatt quack, quack macht. Erwachsene sind seltsam.

Bei anderen Spätmittelalterlichen feierten wir eine Hochzeit und eine Erneuerung des Eheversprechens nach 10 Jahren. Dafür kamen die Damen aus dem Kombinationslager Ohne Land und Rote Hand (das sind wir, irgendwie wurden wir dann zum Roten Land und Ohne Hand – keine Ahnung wie das passieren kann...), voll aufgebrezelt. Es hat mich einige Mühe gekostet die beiden anderen Mädels dazu zu bekommen. Denn aufbrezeln heißt im Hochmittelalter eher unbequeme Sachen für die Damenwelt.

Zugegeben, ich hatte nur mit einem der Mädels zu kämpfen, die andere war eher Feuer und Flamme.

Hier mal eine Aufzählung was wir da so an hatten: fangen wir drunter an. Neeee, neee – so tief nun auch wieder nicht. Ich vermute mal – wissen tu ich es natürlich nur von meiner nächsten Umgebung – modernes drunter wird auch getragen – wir wollen gerne gesund bleiben. Arbeitgeber finden es nicht so prickelnd, wenn man nahezu angekündigt krank aus einem Kurzurlaub kommt. Wärmetechnisch hatte ich für den Abend auch immer noch ein paar Leggins drunter. Hier nun ab der mittelalterlichen Schicht, die Mode der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts:

Genähte Strümpfe bis zum Knie, meine sind aus weißem Leinen, gehalten werden sie von Strumpfbändern unterm Knie. Das waren bis vor kurzem zwei ganz schmale Brettchenwebborten oder zwei Fingerloopbänder – je nachdem was ich schneller zur Hand hatte. Seit diesem Jahr bin ich stolze Besitzerin zweier roter Ledergürtel mit schönen Bronzeschnallen. Sehr neckisch – die weißen Strümpfe und die roten Gürtelchen.

Über den Strümpfen trage ich ein paar nadelgebundener Socken damit meine Flossen schön warm bleiben. Die gehen bis knapp über den Knöchel. Tatsächlich trage ich da keine neumodischen Socken drunter.

Weiter geht es mit einem Untergewand, einem nicht bodenlangen, aber langärmligen Kleidchen aus dünner Wolle, darüber eine bodenlange Cotte, das ist ein langärmliges Kleid, aus indigogefärbtem Leinenstoff das vorne am Ausschnitt geschlitzt ist. Dieser wird mit einem Vierpass, einer Art Brosche geschlossen. Gürtel drüber, der vorne bis fast zum Boden herunterreicht und schon ist die Dame für zuhause fertig angezogen – gut Schuhe fehlen noch. Ich habe geschnürte Lederschuhe.


Will Dame das Haus verlassen kommt der Surcote darüber, das ist ein weites Ärmelloses Kleid, das über die Cotte gezogen wird, meines ist aus dickem Wollstoff und mit Krapp rot gefärbt. Zu „meiner“ Zeit waren die Armausschnitte noch recht züchtig hochgezogen, die folgende Zeit lies immer mehr Einblicke zu, bis zum Extrem, dass die Ausschnitte sich in der Mitte über der Brust zu einem sehr schmalen Steg trafen. Da wurde die Cotte darunter dann auch hauteng getragen, die Damen sogar in ihre Kleider eingenäht, damit man ja auch keine der richtigen Rundungen übersah. Nun trugen die Ausschnitte auch zurecht den bereits früher vergebenen Ausdruck „Höllenfenster“. Aber wie gesagt, wir waren noch recht langweilig – meine Cotte ist auch nicht sonderlich eng geschnitten – Modell kleines Zelt trifft es recht gut...

So, mit Klamottage sind wir fertig. Braucht frau noch mehr Wärme kann sie noch einen Rad- oder Halbkreismantel tragen. Aber auch eine Cuculle – ein Ponchoähnlicher Reisemantel – wäre eine gute Wahl. Mir ist mir der ganzen Wolle aber schon warm genug.

Ohne Kopfbedeckung kann eine ordentliche Frau aber nicht raus gehen – tatsächlich fühl ich mich unbekleidet und unwohl, wenn ich in Gewandung unterwegs bin und aus irgendeinem Grund kein Kopftuch oder ähnliches auf habe. Für den normalen Gebrauch benutze ich ein geschlungenes Kopftuch, das mit zwei langen dünnen Wülsten über der Stirn gekreuzt wird und im Nacken verknotet ist. Ist praktisch und hält bombenfest für mehrere Stunden, wenn nicht den ganzen Tag.

Für den feinen Auftritt am Sonntag oder eben abends zum Fest macht das Gebende aber mehr her. Ist aber auch massiv unbequem. Es besteht grundsätzlich aus zwei Teilen, drum herum gibt es Zubehör das verschieden kombiniert werden kann. Wie zum Beispiel, ein Haarnetz, einen Wimpel – das ist eine Art Halstuch und oder ein Schleier in variabler Länge.

Die beiden wichtigsten Teile sind die Barbette – ein einige Zentimeter breiter Kinnriemen, der möglichst straff das Kinn am Kopf hält. Ja, tatsächlich – das Ding muss ein Mann erfunden haben, der dringend eine Frau am sprechen hindern wollte. Züchtig und ordentlich ist es, wenn die Frau den Mund eigentlich nicht mehr aufbekommt und Nahrung nur noch mit Mühe durchzwängen kann – zum Glück hat der erfindende Mann nicht daran gedacht, dass man auch sehr gut sprechen kann ohne die Zähne dabei zu bewegen...

Der Kinnriemen wird also unter das Kinn gelegt und über dem Kopf überlappend gespannt. Gehalten wird das ganze von einer Gebendenadel, die den Soffstreifen fixiert – nein, nicht im Kopf.

Der zweite Teil ist die Schapel oder die Pillbox. Die Schabel ist ein Reif, der aus Metal oder Stoff sein kann. Hier gehts nun schon los mit den Variationen. Der Reif selbst muss sein, aber je nach dem ob es der nun aus Metal oder Stoff ist, unterschieden sich die Tragweisen. Da man am Metal keinen Schleier festpinnen kann, wird hier der Schleier unter dem Reif getragen. Er wird wie eine Krone aufgesetzt und liegt somit auch gerade über der Stirn.

Ich bekomm immer Zustände, wenn ich wieder eine Dame sehe, die einen wirklich schönen Reif trägt und ihn – vielleicht weil er nicht richtig auf den Kopf passt, vielleicht weil es bequemer ist oder vielleicht weil sie es nicht weiß – wie ein Haarreif schräg über den Hinterkopf gezogen hat.

Die Schapel aus Stoff, ist ebenfalls ein einfacher Ring von einigen Zentimeter Breite, der auch mit Rüschen oder Falten verziert sein kann. Ist er oben geschlossen, nennt man ihn Pillbox, diese Variante sieht aus wie ein kleiner runder Hut. Bei einer berühmten Domfigur ist diese Pillbox mit einer Krone ergänzt, die sich außen an den Stoffreif anschmiegt – sehr schick, reich und kostbar.

So reich bin ich nicht und eine adelige Darstellung liegt mir fern. Mein Gebende besteht aus dem Kinnriemen aus Leinen, den ich so fest wie möglich anlege, denn lockern tut der sich eh von selbst. Es galt auch als sehr unschicklich sich in der Öffentlichkeit den Kinnriemen zu lockern! Es ist eher so, dass ich den Riemen nach einiger Zeit noch mal nachspanne, spätestens dann, wenn er mir zu locker vorkommt. Nichts schlimmer als ein Sabberläppchen unterm Kinn schlabbern zu haben.

Dazu trage ich ein geknüpftes Haarnetz aus weißem Leinen, darin sehen auch recht kurze Haare einfach toll aus – vor allem wenn man sie unbemerkt noch etwas ausstopft... und darüber eine Schapel aus verstärktem Leinen mit gekräuseltem Rand. Die nenne ich liebevoll meine Brathänchenmanschette – denn es sieht schon etwas nach geschmückter Hähnchenkeule aus.

Damit kann ich schon aus dem Haus gehen, möchte ich es noch etwas edler haben lege ich über die Schapel einen Schleier, so dass der vordere Teil über der Strin noch herausguckt, die Schultern und der Hals wird dann davon bedeckt. Gehalten wird er mit weiteren Gebendenadeln – mein Schleier ist aus recht dickem Leinen und hat den großen Nachteil, dass ich in Verbindung mit dem Kinnriemen, der auch schon über den Ohren liegt, dann gar nichts mehr höre und das geht ja nun gar nicht! Worüber soll ich denn dann zwischen meinen Zähnen herauszischen??

Fast fertig. Schmuck gab es auch, aber wenig. Ich habe eine wirklich schöne Fiebel mit Rosenmuster, das ich auf der Brust meines Surcote befestigt habe. Neben den Gebendenadeln, war es das mit Schmuck. Ringe trage ich keine.

Wenn ich genau weiß, dass ich die nächste Zeit nur dekorativ rumsitzen kann und vielleicht grad noch so was trinken, aber eben nichts arbeiten muss – dann liebe ich es mich so herauszuputzen. Als wir drei Mamsell bei der abendlichen Feier eintrafen gab es auch ein entsprechendes Hallo. Natürlich waren alle gut angezogen, aber den gesamten Putz haben nur wir uns gegeben. Am Ende war sogar das Mädel, das eigentlich gar nicht wollte ebenfalls ganz angetan, da extra erwähnt wurde, wie toll es doch sei, dass wir mal aufgedonnert daher kämen und nicht im Pendant von Jeans und Pulli der Zeit.

Am nächsten Morgen war dann die „Hochzeit“ – eine der Gruppen auf dem Strief entstammt einer katholischen Jugendgruppierung, die bereits früher zusammen auf Zeltlager gegangen sind und diese auch organisierten – irgendwann hatten sie Mittelalter als Thema und sind sozusagen hängen geblieben.

Deren Darstellung ist eine inzwischen recht gute des Deutschen Ordens. Sie geben sich auch die ganze Chose so mit alle drei Stunden gemeinsam zu beten, Schweigemahl und was noch so dazu gehört in der Darstellung eines Ordens. Sie haben sogar ein extra Zelt für die Kapelle mit dabei.

Für die beiden Paare wurde ein Laiengottesdienst abgehalten, was die Gruppe wirklich toll hinbekommen hat und bei einigen Teilnehmerinnen in einem wahren Tränenstrom endete – weil es war ja soooo schöööön schnief.

Dienstag, Oktober 20, 2009

Grünewälder Strief 1 - Vorgeplänkel


Wie versprochen nun die Fortsetzung und da ich mich selten kurz fassen kann, ist es die erste von dreien. Inzwischen traditionell ist der Grünewälder Strief, der jährlich in der Nähe von Bad Berleburg stattfindet, der letzte Markt im Jahr den wir mit Zelten befahren.

Er findet immer am dritten Wochenende im September statt, zumindest das was der Besucher von diesem Markt sieht. Für die Aktiven geht es bereits eine Woche vorher los. Sein Lager aufbauen kann man also ab dem Samstag davor. Das ist dann eine Woche mittelalterliches Leben ohne Besucher.

Für manch Einen ist es das was wirklich Spaß macht. Mir gefällt beides gut. Die Zeit vor dem Markt hat seinen eigenen Reiz, aber auch wenn Besucherströme am Lager vorbeiziehen, eventuell ein paar interessierte Fragen haben – ganz sicher aber die ein oder andere Schote reißen, freue ich mich darüber.

Wenn ein Markt läuft sind „alle“ da, man kann einkaufen und es finden Dinge statt, die es so halt nicht unter der Woche gibt. Zum Beispiel ein Tunier, die Schlacht oder einfach nur Musik.

Dieses Jahr war wegen einiger Dinge die noch erledigt werden wollten klar, dass wir zwar am Sonntag unser Lager aufbauen, es aber erst am Donnerstag beziehen würden. Leider hatten wir einen wirklich unfreundlichen Tag für den Aufbau, es nieselte immer mal wieder und war richtig ungemütlich.

Der Strief ist sowieso ein Kälteloch – im Hochsauerland gelegen, hatten wir es schon mehr als einmal, dass wir in der Nacht Minusgrade hatten und morgens mit Raureif auf den Zelten aufwachten. Der Atem fror auf den Decken zu einem nett glitzernden Überzug. Für den Strief habe ich mir vor Jahren einmal Bettschuhe aus Angora gekauft und immer meine kupferne Wärmflasche von Oma mit dabei. Wenn dann der Start der Woche auch noch trüb vor sich hin dümpelt, sinkt die Laune doch ein wenig.

Aber bislang war das Besucherwochenende – völlig egal, wie die Woche davor aussah – immer schön, sonnig und gelegentlich auch richtig heiß. Nein, das beißt sich nicht mit nächtlichen Minus 4 Grad!

Aber wir hatten ja eh noch zu tun und das hauptsächlich drinnen, daher hofften wir einfach auf Donnerstag – dann sollte es ja losgehen mit dem diesjährigen Strief, zumindest für uns.

Leider haben uns dieses Jahr fast alle unsere Mitstreiter alleine gelassen, ursprünglich waren wir ein riesiges Lager mit Platzproblemen, wenn alle zusammen hätten essen wollen, aber nach und nach sprang einer nach der anderen ab und wir waren noch zu dritt. Der Zufall wollte es, dass wir zusammen mit Teilen der Lanze Ohneland auf dem Strief aufschlugen.

Wir waren auch im letzten Jahr bereits Nachbarn gewesen und hatten viel Spaß zusammen gehabt. Im Gespräch kam es schnell darauf, dass auch sie nicht in voller Stärke unter der Woche sein würden und wir beschlossen zusammen aufzubauen und eine Kochstelle zu teilen. Sie kochen gerne, wir kochen gerne und essen noch lieber – passt! Oder besser: Läääääuft!

Flugs standen alle Zelte und nun war auch die Mittelalterlaune wieder da, wenn nicht die Termine alle gestanden hätten – ich wäre gerne da geblieben. Noch ein paar Stunden zuvor hätte ich auch gerne einfach abgesagt und hätte mich zuhause im Bett unter der Decke verkrochen. Na zum Glück habe ich das diesmal nicht – aber dazu später.

Nach dem Aufbau fuhren wir wieder – diesmal mit dem aus der großen Gruppe einzig über gebliebenen Dritten im Gepäck, ich nenn ihn ab jetzt den Weißbinder, denn er ist Malermeister und wollt uns beim Renovieren unserer Mietwohnung helfen.

Montag und Dienstag wurde fleißig in Frankfurt unsere Wohnung vermietfein gemacht, Dienstag abend ging es dann wieder ins Sauerland, denn für Mittwoch stand noch 10 Meter Holz für den Weißbinder machen an.

Autsch mein Kreuz!

Endlich Donnerstag – das schlechte Wetter der vergangenen Tage war weg, die Sonne strahlte und mein Süßer brachte mich zum Strief, damit ich das Zelt fertig einrichten konnte und schon mal ins Mittelalter abtauchen konnte. Er und der Weißbinder wollten noch ein wenig weiter arbeiten und sollten am Nachmittag abschied von der modernen Welt nehmen.

Mit unserem Kutter, ein alter MB100 fuhren wir an unserem Lager vor, es war etwa halb 10 Uhr und wie es schien schlief die Wiese noch zu großen Teilen. Wir stiegen grade aus, als über die Wiese etwa folgendes schallte: „Och nöö! Das könnt ihr uns jetzt nicht antun!!“, „Fahrt noch mal ne Runde!“ und „Das geht jetzt nicht, kommt nachher wieder!“

Häh?

Da kamen etwa 6 bis 7 Leute auf uns zu, sie kamen vom oberen Teil der Wiese und steuerten geradewegs auf unser Lager zu, voll bepackt mit ... mit Frühstückssachen!

Häh?

Die Erklärung ist einfach. Auf mittelalterlichen Lagern sind Sitzgelegenheiten mit Lehne selten. Das liegt einerseits daran, dass es viel einfacher ist einfache Bänke zu bauen und andererseits gibt es kaum Abbildungen aus der Zeit, auf denen überhaupt Bänke mit Lehnen abgebildet sind. Es gibt sie, aber eben nicht oft und da sind wir dann direkt wieder beim großen A-Thema (Authentisch oder nicht...) Nix wie weg hier!

Wir haben vor Jahren, als der allgemeine Anspruch stieg und Steckstühle ein No-Go wurden, eine Kirchenbanktafel gebaut. Denn eine Woche ohne sich anlehnen zu können ist echt hart. Daher ist unsere Tafel immer wieder heiß begehrt.

Diejenigen, die die ganze Woche schon da waren, tingelten abends von einem Lager zum nächsten und am Abend zuvor, fiel einem Mädel ein, dass man ja auch mal in unserem Lager feiern könnte. Gesagt getan, sie hatten also am Abend zuvor auch schon hier getagt und im Laufe des Abends beschlossen, hier am nächsten Morgen zu frühstücken. Wie gemein, dass wir genau zu diesem Augenblick ankamen – zumindest aus ihrer Sicht – wie egal uns war, ob da nun ein paar Menschen bei uns zum Frühstück saßen, das wußten sie da noch nicht.

Freitag, Oktober 09, 2009

Mittelaltern


Vor inzwischen 11 Jahren kam ich zu meinem jetzigen „Haupt“ Hobby aus dem fast sämtliche meiner „Neben“ Hobbys erwachsen sind.

Ich betreibe zusammen mit meinem Mann in unserer Freizeit die möglichst getreue Darstellung mittelalterlichen Lebens in der zweiten Hälfte des 13 Jahrhunderts in Norddeutschland. Genauer, mein Mann stellt einen Hansereisenden dar. Die waren tatsächlich nicht nur mit Schiffen unterwegs, sondern auch über Land, zumindest in ihrer Frühzeit.

Natürlich ist es heute nicht mehr möglich das Leben absolut genau nach zu empfinden und alles genau so zu haben oder zu machen wie es die Menschen damals taten – egal was da einige Personen in der inzwischen recht großen Szene dazu sagen. Das fängt bei so einfachen Dingen wie unserem Alter an. Ich bin seit Montag 37 Jahre alt (hab ich schon meinen „About“ geändert? Grübel...) und wäre schlichtweg schon gar nicht mehr da, zumindest mit wirklich hoher Wahrscheinlichkeit. Und so setzt sich das durch das gesamte Hobby fort. Z.B. wäre die Frau eines Wohlhabenden Handelsreisenden kaum mit auf der Reise gewesen, sondern hätte eher in Haus, Hof und Kontor nach dem Rechten gesehen...

Es ist schon schlimm, ich versuche hier von meinem liebsten Zeitvertreib zu erzählen und lande sofort und ohne Umwege bei dem großen Authentisch-Thema der Szene. Schluss damit.

Was machen wir da? Meistens gehen Interessierte davon aus, dass wir unbedingt was auf den Märkten verkaufen müssten. Nein, das tun wir nicht, naja, meistens nicht. Wir sind ein Lager, wir zelten da, haben für Außenstehende eher lustige Klamotten an und beschäftigen uns mit mehr oder weniger seltsamen Dingen. Wir treffen Freunde und um es mal böse auszudrücken (das hören einige die diesem Hobby frönen so gar nicht gerne) wir machen verkleidetes Camping.

Und das mit großer Lust und Laune!

Ursprünglich kam ich dazu, weil ich die Kleider mochte. Ja ich find bis heute die langen Trompetenärmel, mit Zipfeln bis zum Boden herrlich und wenn das ganze noch mit geschnürter Leibesmitte daher kommt: toll – aber inzwischen trage ich so was längst nicht mehr, passt nicht in die Zeit. Heute mach ich das Hobby, weil ich mich für das drum herum fast mehr interessiere als für den Markt – der ist immer ganz nett – Hauptsache ich treffe Freunde da.

Ich liebe das Nähen - inzwischen auch das von Hand, Brettchenweben, Sticken, Kochen über und an der Feuerstelle, Fingerloopen, auf Stroh schlafen (seit neuestem), Nålbinden, Netzen, Färben mit Naturstoffen, Sammeln der Färbemittel und was nicht noch alles. In einem meiner ersten Postings habe ich schon mal über die Hobbyverquickungen geschrieben.

Ein kleiner Nebeneffekt des Mittelalterns ist allerdings, dass es keine oder zumindest kaum noch „normale“ Urlaube gibt. (Wobei wir das gerade wieder etwas ändern...) Eigentlich ist man ständig auf irgendwelchen Märkten mit unglaublich viel Zeug in Zelten unterwegs...

Dieser Post war also nur die Vorbereitung für meinen nächsten Post, denn Topaz hatte ja nach einem Bericht über einen solchen Mittelalterurlaub gefragt.

Davon also demnächst mehr.

Mittwoch, Oktober 07, 2009

Noch mehr Geschenke


Gestern kam auch das zweite Geburtstagswichtel Geschenk bei mir an. Königinnenreich war meine andere Wichtelmama. Von ihr bekam ich zwei sehr schöne Filzhaarbänder - ich resümiere, das war DAS Geschenk an Mohne für den 37. ..., denn ich bekam auch ein Filzhaarband von meiner Mama geschenkt. Als sie es mir gab grübelte sie laut, ob sie mir denn schon mal eine geschenkt habe - ja, hatte sie, in meinem Advendskalender war ebenfalls eine süße kleine Haarblüte gewesen.

Ich liebe Filzzeug, auch wenn ich es ganz sicher nicht selbst machen möchte - allein beim Gedanke Rohwolle anfassen zu müssen - schauuuuderrr! Aber die fertigen Sachen sind soooo schön, da kann ich nicht zu viel von haben.

Außerdem hatte mir Regina noch einen Taschenbaumler und etwas zu meinem Endloshobby Abnehmen (da arbeite ich zur Zeit mal wieder am Gegenteil, ach, anderes Thema...) passendes Süßes geschenkt.

Der Taschenbaumler passt farblich gut zu meiner Julie, ich hoffe nur, den knabbern meine Fellfressen nicht an...

Danke Dir Könniginnenreich!

Tausch mit Laubali


Ich hab eine Julie - ich hab eine Julie! Dank laubali bin ich seit kurzem sehr stolze Trägerin einer Julie Tasche in Schwarz/Weiß. Diese wurde auch schon ausgibig von meiner Mutter bewundert und auch meinen Knuffnasis scheint sie sehr gut zu gefallen.

Leider so gut, dass sie mir die so schön herausstehenden Gummizüge bis auf zwei Ausnahmen schon alle durchgeknabbert haben arrrgggh! (Warum noch mal habe ich Katzen??)

Die Tasche ist toll und ich fühl mich ganz gegen meinen sonst üblichen Stil ganz fraulich.



laubali bekam von mir ein großes Paket aus der Küche, von dem ich inständig hoffe, dass es den Transport ohne Schäden überlebt hat. Darin befindet sich eine Flasche von unserem normalen Met, eine kleine Flasche Bierlikör, eine Flasche Holunder-Balsamico, Erdbeer-Vanille Marmelade, Heidelbeermarmelade mit Gewürzen, Latwerge mit Mandel, zu "Des Vampiers erste Wahl" (rot) und "Marscreme" (grün) eingefärbes Dulce de Leche, Schokocreme mit Nuß, Schokocreme mit Kaffee und was mir ganz wichtig war eine Flasche Kindermet.

Die Vorgabe war ein Paket zu schnüren an dem auch Kinder was zum Freuen hätten. Ich hoffe es schmeckt alles!

Montag, Oktober 05, 2009

Viel passiert



Gestern hatte ich Geburtstag, wieder einen Zähler nach oben, aber dafür kein bisschen weiser, oder gar gesetzter. Es war viel los seit meinem letzten Posting. So viel, dass ich nicht wirklich zum Schreiben kam.

In der Zwischenzeit war ich auf einem wirklich genialen Mittelalterurlaub - dem schönsten seit Jahren; habe eine DVD fertig erstellt an der ich lange rumgebastelt habe; war mit meinem Mann im Europapark; habe mit ihm viel neues Holz gemacht; Äpfel und Quitten geerntet und angefangen Laugengebäck zu machen.

Zudem gab es einen tollen Tauschhandel und ich wurde reich beschenkt!

In dieser Post möcht ich mich erst mal bei Topaz bedanken – von ihr kam mein erstes Geburtstagswichtel Geschenk!

Eine eingefilzte Lichterkette mit wunderschönen und sehr fein gearbeiteten zweifarbig roten Blüten. Einfach traumhaft – ein ordentliches Bild wird noch folgen. Heute Morgen konnt ich das auf die Schnelle nicht so dekorieren, wie es ihr gebührt. Sie macht ein sehr schön warmes Licht, das dürft ihr hier schon mal bewundern:



Vielleicht wartet, wenn ich nachher nach Hause komme auch schon das zweite Päckchen auf mich.

Aber auch mein Mann hat mich total süß beschenkt. Von ihm bekam ich eine Leselotte und ein Starterset je für Pralinees und für Käse. Beides interessiert mich schon seit längerem!

Zudem lagen noch das Spiel des Jahres 2009 Dominion und eine gefiltze Blume fürs Haar mit auf dem Gabentisch – ich wurde wirklich reich beschenkt.

Also es gibt mich noch und demnächst auch wieder mehr von meiner Seite zu lesen.