Dienstag, Juli 28, 2009

Erfahrungen einer Ersttäterin



Gestern habe ich meiner bürgerlichen und menschlichen Pflicht genüge getan. Ich war Blutspenden. Natürlich ist mir bewusst dass da neben meiner Freiwilligkeit mir Eigenproduziertes abnehmen zu lassen auch noch ein Milliardengeschäft dran hängt, aber die Bereitschaft zum Spenden ist inzwischen wohl so gering geworden, dass es teilweise wohl wieder Geld dafür gibt.

Meine Überzeugung das zu tun ist auch so groß, dass ich mich bislang immer davor gedrückt habe, meist eher unabsichtlich. Vor meiner Zeit in Ronneburg hatte ich mich nie darum gekümmert und seither verkünden etwa zwei bis dreimal im Jahr große Plakate von den Terminen. Jedes Mal war etwas anderes, oder ich war nicht da, oder ich hatte es schlicht vergessen, oder..., oder,...

Diesmal war ich sogar schon eine Woche zu früh dran gewesen... Hatte letzte Woche das Plakat falsch gelesen und verzweifelt den Eingang zur Halle gesucht und mich nebenbei über den leeren Parkplatz gewundert.

Diesen Montag fand ich zwar wieder nicht den Eingang, dafür war der Parkplatz doch recht voll. Hinein kam ich aber auch ohne Eingang – die Hintertüre stand offen und so tauchte ich zum ersten Mal in eine mir völlig unbekannte Welt.

Mehrere Stationen – Anmeldung, Ärzte, Fingerpieksen, Tee, Liegen, Essensausgabe mit Keksverschenkung und einen großen Tisch mit vielen Einheimischen mit mindestens einer Bandage am Arm, Einer hatte zwei davon...


Also auf zur Anmeldung – Eine Ersttäterin? Jawoll! Gut, dann Ausweis, Adresse, Alter, Fragebogen, hier, hier und hier alles ausfüllen, dann zum Arzt.

Ok – der Fragebogen amüsierte mich ernsthaft. Da waren Fragen drin... Irgendwie konnt ich mir zum Teil nicht vorstellen, dass die jemand ernsthaft und ehrlich beantworten würde, wenn er erst mal so weit gekommen war – ob man Sextourist sei stand da drin.... Äh.. Nö.

Bis ich zur Ärztin vorgedrungen war, war mir schon etwas schwubbelich, ist bei mir aber recht normal, auf Ärzte, Krankenhäuser und ähnliches reagier ich immer so. Gut, Hunger hatte ich auch und wie sich im Gespräch herausstellte: zu wenig getrunken hatte ich noch dazu... Jaa, ich weiß, hätte man wissen können, aber ich hatte einfach nicht daran gedacht. War ja Ersttäterin. Unüberredete noch dazu.

Blutdruck etwas gering – die Aufregung dafür eher hoch – ich sollte mich für eine halbe Stunde raussetzen, 4 Tassen Tee trinken, dann dürfte ich spenden. OK. Raus, umgeschaut, Tee gegriffen und an den langen Tisch gesetzt.

Komische Blicke – naja, üblicherweise sitzen da die, die fertig sind und zudem nur bekannte Gesichter und dann komm ich. Nach 4 Jahren immer noch eine Zugezogene, die auch noch aus einem anderen Stadtteil kommt – ich kannte da niemanden! Egal, Witzchen bekomm ich immer hin.

Nach etwa 3 Minuten stand auch eine der örtlichen DRK neben mir und fragte nicht ganz freundlich: und was ist mit dem Spenden? Abwarten und Tee trinken erklärte ich ihr und das durfte ich dann auch. Hatten die Sorgen, man könnte den Pfefferminztee ohne Gegenleistung abgreifen?

Um mich rum nur Männer, alte, junge und alle von der freiwilligen Feuerwehr. Erklärten mir, dass alles gut werden würde. Klar, warum denn auch nicht?

Dann war die halbe Stunde rum und der Tee getrunken, also zur Pieksstation. Ja, ich bin Ersttäterin, eine Unüberredete – ich solle mir doch jemanden suchen der mich wirbt, dann bekäme ich noch ein Willkommensgeschenk. Gut, warum nicht – nach dem Spenden dann.

Ab auf die Liege – nervös war ich nun, fast wie Lampenfieber ohne Auftritt... Das Spenden selbst war harmlos, wobei ich tunlichst vermied in Richtung meines Armes zu schielen. Die Folgen wollt ich nicht erleben.

Wieder Ersttäterin – bleiben Sie noch 5 Minuten liegen – gut, mache ma. Dann aufgesetzt um etwas zu trinken. Das Trinken ging ja noch, dann wollte mein Kreislauf unbedingt in meine Füße verschwinden, ich glaube der versuchte aus dem großen Zeh herauszukommen, um sich ins Untergeschoss der Mehrzeckhalle zu verdrücken. Ähm, mir wird komisch, ich leg mich jetzt wieder hin.

Das war die erste Runde, hingelegt, diese praktischen Liegen mit angebauter Armstütze kann man schön schräg stellen, eine Beinrolle kam auch noch. Kurz danach gings wieder besser. Meine Gesichtsfarbe sei auch wieder ganz in Ordnung, sehr gut, wie mir mindestens zwei der DorfDRKler erklärten. Die Frankfurter RotKreuz Truppe sagte da nichts dazu sonder versorgte mich mit Cola.

Blutdruckmessen, Stärkungstropfen, Nachbarin anrufen, weil Autofahren war nun ja nicht mehr und ich war im falschen Ortsteil. Vorsichtiges Aufsetzten nach noch mal 5 Minuten – ja meine Gesichtsfarbe war hervorragend, danke. Mein Kreislauf wollte aber immer noch in den Keller und sich dort ein Loch graben. Ich leg mich dann mal wieder hin. Plumps! Zweite Runde.

Gut, dann geben wir ihnen halt die Flüssigkeit zurück. Im ersten Moment dachte ich die geben mir mein Blut zurück – alles umsonst! Aber neeee – das können sie ja gebrauchen und was sie haben, haben sie. Kochsalzlösung wurde reingepumpt. Mir wars echt wurscht. Meine gesunde Gesichtsfarbe kam glaube ich nur noch von der Peinlichkeitsröte meines Gesichtes. Weil die hatte ich laut DorfDRK immer noch. Außerdem beherrschte mich schon der Gedanke: Mist, nu pumpen sie das halbe Kilo wieder rein, Mist! Mist! Kein gutes Ergebnis auf der Waage! Mist!

Hoch lebe die gute Nachbarschaft! Mein Mann war arbeiten in Frankfurt und konnte mir nicht helfen – ohne meine lieben Nachbarn hätte ich mir auch noch darüber den Kopf zerbrechen dürfen. So wurde ich nach Hause kutschiert und dort sogar noch mit Gegrilltem gefüttert.

Etwa doppelt so oft wie meine Gesichtsfarbe gelobt wurde, bekam ich zu hören, dass das alles so gar nicht normal sei und es wohl am Wetter lag – die DorfDRK wollte um Gottes Willen keine Erstspenderin (Unüberredet!) verlieren.

Haben sie auch nicht, aber eines kann ich euch sagen, wenn sich das Drama beim nächsten Mal wiederholt, dann wars das für mich! =;o)

2 Kommentare:

  1. Liebe Mohne, lass dich nur nicht abschrecken. Beim nächsten Mal wird alles besser, ganz sicher! Das sagt dir eine Frau mit niedrigem Blutdruck, die zeitweise alle 6 Wochen Thrombozyten gespendet hat (da liegt man 1 Stunde an beiden Armen gefesselt da: zum einen Arm geht das Blut raus, zum anderen - ohne die Thrombozyten - wieder rein). Ich gebe zu: das habe ich damals vor allem wegen der 50 Euro gemacht, die es dafür gab (als Studentin tut man ja fast alles für ein bisschen Kohle...) *gg*

    Liebe Grüße
    von Nicole

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  2. Herrlich - man hab ich geschmunzelt beim Lesen - das hätte ich sein können!!!! Die noch nie zum Blutspenden gegangen ist und auch weiterhin nicht geht, weil mein Kreislauf auch nach der 3. Runde hinlegen nicht wiederhergestellt wäre : ) ... hab ich doch letztens ne Runde extra-Liegen beim Zahnarzt gemacht, obwohl meine Tochter operiert wurde und mein lieber Zahnarzt mir nur mal zeigen wollte wie gut er das gemacht hatte : ) ... Liebe Grüße Tinki
    ( Das mit dem Rahmen hab ich auch schon überlegt, bei mir war aber die Schaukelliege auch der Festhalter für das Brettchenweben!)

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