Samstag, Juli 02, 2011

Ich, das Zahnfleisch und der Krückstock


Es gibt auch wirklich schlechte Tage.

Gestern war so einer für uns, ich glaub Böhnchen hat genau so gelitten wie ich es habe. Dabei fing alles noch recht ruhig an. Ja, er war unleidig, wahrscheinlich wegen der Vereisung und ja, er hatte eine größere Menge Dipps als die Tage zuvor. Vor allem waren sie durchgehend tiefer als vorher.

Aber er hat noch ganz ordentlich geschlafen, zumindest bis Nachts um 3. Ab da fing das Theater an. Zuerst sah die Versorgung recht normal aus, trinken, wickeln, noch mal trinken, verschlucken - nu gehts los - Mama voll spucken und dabei eine Menge vom Getrunkenen wieder raus lassen. Ok, also umziehen:

1. Mal weil ja vollgekotzt
2. Mal weil ausgesuchter Body zu eng am Hals war und auf dem Hämangiom rumscheuerte - gar nicht gut! Vor allem weil das inzwischen aufgeplatzt war und gar nicht mehr schön aussah. Es nässte.
3. Mal weil Mama beim letzten Schluck wieder vollgekotzt und sich selbst gleich mit.

Mama ist schon komplett durch den Wind und inzwischen sind auch mal locker 3 Stunden vergangen. Schlafen? Nö, wozu denn, lautes Jammern und Brüllen, wahrscheinlich weils wehtut? Endloses Bimmeln bei Minimum 79, eher mal 70 oder gar 64 Prozent Sättigung. Mama darf also auch nicht schlafen und nach dem gestrigen Tag ebenfalls ohne Schlaf wird sie immer fahriger. Was die Bohne nicht grade ruhiger macht.

Als ich zum gefühlt zweihundersten Mal aufgestanden war, beschloss ich, dass er wohl doch wieder Hunger hat und nicht nur laut quäckt bis er den Schnulli bekommt - nur um ihn drei mal Saugen später wieder ausspuckt, um maximal 10 Minuten später das gleiche Spiel durch zuziehen. Also zog ich los und holte eine Portion Muttermilch. Medikamente hatte er eigentlich vor knapp 2 Stunden zuletzt bekommen, war mir nun nicht sicher ob er jetzt wieder welche bekommen sollte oder ob das warten konnte. Auf die Idee nachzufragen kam ich mit meinem lahmen Hirn erst nach 10 mal Sättigungsbimmeln unter 80% und nachdem ich angefangen hatte ihm Säuglingsmilch (Beba) zu geben.

Die Schwester war sehr schnell, hörte mir nicht recht zu, drückte mir alles inklusive einer vollen Flasche Beba in die Hand (die würde er nie und nimmer ganz austrinken). Ich war nicht mehr in der Lage mich richtig zu wehren und gab ihm erst die Medikamente - alleine immer nicht ganz so einfach für mich. Vor allem weil NaGly mit dabei war und eine Bradykardie fast vorherzusehen. Und prompt stürzte er ab und zwar richtig tief. Die Tatsache dass ich nun zum ersten Mal seit Sonntag den Sauerstoff an schmeißen musste, um ihn von seiner 45% Sättigung wieder hoch zuholen, brachte mein Tränenfass zum überlaufen.

Davon dass er sich mit der neuen Flasche Beba natürlich verschluckte wurds nicht besser, ich hatte mich verführen lassen, weil Böhnchen immer noch was wollte.

Also zum 4. Mal umziehen und das mit einer komplett unleidigen Bohne, die nur noch schrie und einer Mama die am Ende der Nerven angekommen war und nur noch heulte. Super Sache sag ich euch.

Zwischendurch die etlichen Sättigungsabfälle unter 80 aufschreiben - das hebt die Stimmung auch nicht. Da fragte ich mich: werden wir für immer hier bleiben?

Bohne ins Bett gelegt. Vorher beim Füttern war er total müde - ansonsten hätt er sich ja auch nicht verschluckt - und war eigentlich schon eingeschlafen. Im Bettchen liegend war das alles vergessen und er brüllte mich wieder an. Schnulli war auch nicht das Wahre. Damit ich nun vielleicht doch mal für eine Stunde die Augen zu bekam, verbarrikadierte ich mich mit Kissen im Nacken und Kissen auf den Knien, die Armlehnen auf Anschlag nach oben gezogen und Bohne unter einem Tuch irgendwo in der Mitte zwischen den gesicherten Armen, auf dem sauteuren Stillstuhl den ich im Zimmer stehen hab. Ein Monster Teil mit allen Schikanen. Und kaum auf der Brust schlief Bohne seelig und ich auch. Soweit das mit der ständigen Sorge er könne vielleicht doch fallen geht.

Kein einziger Abfall, die ganzen zwei Stunden auf meiner Brust. Leider half mir das auch nicht endlos gegen meine Müdigkeit weiter, vor allem weil das Gebrüll fast sofort wieder einsetzte als Böhnchen wieder im Bett lag. Meine klitzekleine Hoffnung nun vielleicht noch etwas im Bett zu schlafen, zerschlug sich somit. Als die neue Schicht Schwestern kam wurde mir Böhnchen kurzerhand abgenommen und in seinem Bettchen raus geschoben. Schlaf - seliger Schlaf, wenn auch nicht traumlos, aber doch recht tief.

Männe kam und übernahm die Bohnenpflege im anderen Zimmer - der war übrigens sehr lieb nachdem die unleidige Mama nicht mehr in der Nähe war...

Heute geht es mir schon viel besser - Böhnchen auch, die Abfälle sind nicht mehr so tief, dafür aber sein Schlaf.

Halleluja!

Gruß,
Mohne

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